Circumstances:
Nordische Musik "Anders Thoréns Label AMP Music & Records hat in der kurzen Zeit seines Bestehens bereits einen beeindrucken Katalog aufgebaut und veröffentlicht, und es sieht nicht danach aus, dass der Fluss guter, unterschiedlicher Jazzprojekte in absehbarer Zeit abreißt. In die Sparte der Zusammenarbeiten von Norwegern und Musikern aus anderen europäischen Ländern passt diese spontan entstandene Trioscheibe des Ålesunder Pianisten Kjetil Jerve mit dem britischen Bassisten Tim Thornton und dem in Oslo lebenden Schweden Thorén am Schlagzeug. Spontan deshalb, weil die drei nur einmal miteinander gespielt hatten, bevor sie sich am 1. September 2017 für diese ebenso reichhaltige wie höchst unterhaltsame Session im Rainbow Studio einfanden. Drei Stücke von Jerve und zwei von Thornton bringt »CIRCUMSTANCES« mit je einem von Cole Porter (»Everything I love«), Bill Evans (»Time Remembered«) und des im April dieses Jahres verstorbenen Soft-Machine-Gitarristen Allan Holdsworth (»54 Duncan Terrace«) zusammen. Pianist Jerve war, naheliegender Weise, die leitende Stimme dieses Trios. Sein Ton, neben dem offenkundigen Bill-Evans-Einfluss, unterscheidet sich hier, anders als bei anderen Bands mit seiner Mitwirkung (Lana Trio, Akmee) nicht allzu sehr von dem, was wir zwischen Jan Johansson, Esbjörn Svensson und ECM über die letzten Jahrzehnte als typisch nordischen Melodic Jazz (Stichwort »ECM-Sound«) aus Skandinavien zu hören bekamen. Ein wirklich schönes, durchaus gut gespieltes Album, das man sich live im Konzert hervorragend vorstellen kann. Wie auch bei manchen anderen Alben auf AMP würde man sich nur vielleicht etwas mehr Eigenes wünschen"
Neptun:
Musik an Sich june 2017 "AKMEE ist ein norwegisches Quartett, gegründet 2013 vom Schlagzeuger Andreas Wildhagen und Pianisten Kjeteil Jerve. Bis dato hat sich das Quartett mit einigen Liivedarbietungen einen gewissen Namen in der Szene gemacht, Insider sprechen vom Geist AKMEE der über der Szene schwebt. Nun veröffentlicht das Quartett mit Neptune ein vier Song beinhalzendes (Mini)Album, um den Status des Geistes zu verlassen. Das Album wurde der Dunkelheit des Alls gewidmet, bezog aber wohl auch Inspiration aus der Novelle Haiene (Die Haie) von Jens Bjoerneboe. Die Musik, die dabei herausgekommen ist, überrascht bei der Erwartung auf dunklen, experimentellen Jazzsound. Das erste Stück “Summoring“ bietet auf knapp 9 Minuten einen zwar dunklen, jedoch irgendwie fast am Barjazz angelehnten Sound. Das Piano bietet wenige und doch bestimmende, aber zumeist melodische Klänge, die Trpmpete erklingt ebenfalls in Moll, aber sehr entspannt. Trotzdem wird ein experimenteller Sound erzeugt, der durch ein sanftes Schlagzeug und einen sanft treibenden Bass getragen wird. Das folgende“Danse of the Mariac“ bietet dann experimentelle Trompeten- und Pianoklänge. Das Quartett arbeitet sich zunächst am ebenfalls etwas spaciger ausgelegtem Schlagzeug und dem Songdienlichen Bass ab. Dieses Stück arbeitet sich das Ensemble komplett im experimentellen Bereich ab, jedoch entgleist man niemals zur reinen Kakophonie. Mit etwas über 11 Minuten eröffnet die zweite Album Seite mit “Wavelengths“ mit dem längsten Stück. Hier geht es zunächst mit sehr experimetellen Klängen aus der Trompete los. Unterlegt werden diese mit einem sanften Mix aus Perkussionen, der jedoch enorm treibend ist. Darüber legt sich dann der Bass, die Trompete kehrt mit „normalen“ Klängen zurück und so entsteht zunächst so etwas wie Spacejazz. “Tides in space“ startet zunächst mit leichten Freejazz Einlagen, die aber sehr schnell wieder von den eigängigen Klängen der Trompete und des Pianos verdrängt werden. Hier experimentiert die Band zwischendurch mal mit lateinamerikanischen Rhythmen und lässt auch mal schräge und doch ruhige Passagen einfließen, welche sich jedoch im Gesamtsound integrieren und zum Schluss fangen sich alle Instrumentalisten und lassen das Stück mystsich, aber beschwingt ausklingen. Neptune ist ein spezilles Album im Bereich Jazz mit einer Mixtur, wie ich sie so noch nicht gehört habe. Hier wird Melodie mit Experiment, Komposition mit Improvisation verbunden und trotzdem ein sehr stimmungsvolles, stimmungseinheitliches Album geschaffen. Hierzu trägt die kongeniale Klangqualität des Albums sicherlich bei, jeder Ton kommt kristallklar aus den Kopfhörer und die Atmosphäre ist in der Lage, den Hörer gefangen zu nehmen. AKMEE ist es gelungen, ein Album zu schaffen, das ut hörbar ist und dem geneigten Hörer trotzdem auch experimentelles näher bringt."
Nordische Musik "Neptun: der äußerste Planet unseres Sonnensystems – oder der römische Wassergott? Das markante Cover der Debütscheibe dieses jungen norwegischen Quartetts lässt beide Lesarten zu. Ein schöner, da gleichermaßen prägnanter wie vielseitig auslegbarer Albumtitel. Dem Gott der Meere und des Fließenden wird großen Einfluss auf das Unterbewusste zugeschrieben, und der nach ihm benannte Planet liegt am Rande zum großen weiten All; somit scheint der Titel auf das Unbekannte, Ungreifbare zu verweisen. Für eine improvisierende Band also ein reizvoller Wegweiser, denn das Intuitive soll ja viel Raum bekommen und idealerweise die Qualität und Unverwechselbarkeit einer Gruppe auszeichnen. Schlagzeuger Andreas Wildhagen gehört zum Kern des Nakama-Kollektivs, dessen elftes Album innerhalb von rund zwei Jahren »NEPTUNE« darstellt. Er gründete die Band Akmee bereits vorher, 2013, mit Pianist Kjetil Jerve, auch wenn sie in dieser Zeit nur wenig in Erscheinung getreten ist. Gemeinsam improvisieren die beiden auch im etwas geradlinigeren Trio Orter Eparg und im noisigen Lana Trio. Bassist Erlend O. Albertsen ist u.a. Teil der Truppe Filosofer, deren spannendes Debüt ebenfalls unlängst bei Nakama Records erschien, und Erik K. Pedersen spielt Trompete mit zahlreichen Ensembles. Wie bei der Band Nakama und anderen Projekten des Labels steht auch bei Akmee der Kollektivgedanke im Zentrum, d.h. unter anderem, dass jedes Mitglied eigenes Material in den Entwicklungsprozess bringt, und dass die Grenzen zwischen dem komponierten Umfang und den improvisierten Anteilen schnell verschwimmen. Daher geht diese freie Herangehensweise über das hinaus, was für viele Jazzhörer noch den Bereich des angenehmen Hörens ausmacht. Auf »NEPTUNE« zeigen die vier Norweger in vier langen Stücken, dass John Coltranes Spätwerk noch 50 Jahre nach seinem frühen Tod alles andere als ein alter Hut ist. Ganz so versiert und souverän sind Akmee zwar noch nicht in ihrer Entdeckungsreise des melodischen Free Jazz, doch Stimmungen entwerfen, die ohne spielerische Knalleffekte organisch komplexe Stücke zwischen vier Stimmen ausgestalten, das gelingt ihnen schon echt gut."
New York Improvisations:
Nordische Musik "Dugnad ist ein neues Label aus Oslo, die Gründer sind zwei Jazz-Musiker: Der Bassist Erlend Albertsen und der Pianist Kjetil Jerve. Angesichts der vielen Projekte und Bands, in denen Jerve aktiv ist, muss man sich wundern, dass er für Dugnad auch noch Zeit hat. Für die erste Veröffentlichung, limitiert auf 500 Exemplare ohne Download oder Streaming, ist er gleich noch nach New York gereist. Jerve ist in diversen Genres aktiv, auch freie Improvisation ist ihm keineswegs fremd. Das trifft sich gut, hat er doch zwei mit allen Wassern des Free Jazz und der improvisierten Klänge gewaschene Partner: Der Tenorsaxophonist Jimmy Halperin (Jg. 1958) hat sich lange mit Lennie Tristano und Thelonious Monk beschäftigt, mit Warne Marsh und Sal Mosca gespielt und an diversen Projekten teilgenommen. Drew Gress ist einer der renommiertesten Bassisten im Spannungsfeld zwischen Post Bop und Free Jazz: Unvergessen ist Joint Venture, die erste Band, mit der er in Europa in Erscheinung trat und die, mit Verlaub, den Rezensenten nachhaltig beeindruckte. Leider ist Drew Gress so tief in den Hintergrund gemischt, dass man ihn fast nur über Kopfhörer wahrnimmt. Dafür hört man umso mehr einen Schlagzeuger, der weder auf dem Cover noch auf der Homepage zu finden ist: Wie Kjetil Jerve mitteilt, möchte der Drummer nicht namentlich erwähnt werden. Das ist ziemlich merkwürdig, schließlich muss sich der anonyme Schlagwerker nicht wirklich für sein Tun und Lassen schämen. Ach ja, die Musik an sich: Wie der Titel verspricht, wird hier viel improvisiert, relativ frei. »Receive« beginnt als Ballade, entfernt sich aber nach knapp drei Minuten vom Thema bzw. der Grundidee und mäandert fortan vor sich hin. Gerade Halperin klingt manchmal recht etudenhaft. Zwischendrin wird es manchmal spannender, manchmal auch nerviger. Wie das halt so ist mit viel improvisierter Musik, relativ frei zudem."
Orter Eparg
Nordische Musik "Dan Peter Sundland hat seine Bands seit seinem Debüt immer weiter verkleinert. Von dem »Elevenette« über das Sextett mit Arne Torvik und das Quintett Esp bis zuletzt zu seinem hervorragenden Home-Stretch-Quartett – ist er nun bei einem waschechten Pianotrio angekommen. Naja, mehr oder weniger. Der gebürtige Mittnorweger Sundland spielt nach wie vor den elektrischen Bass, aber der aus Ålesund an der Westküste kommende Kjetil Jerve, der jüngst auf einigen experimentellen und auch geradlinigeren Jazzscheiben in die Tasten griff, und der Osloer Schlagzeuger Andreas Wildhagen spielen klassisch akustisch. Auf zwei der weiter hinten ins Programm gesetzten Stücke gastiert darüber hinaus die US-amerikanische, seit einigen Jahren in diversen Projekten mit Sundland aktive Liz Kosack mit ihrem Synthesizer. Man sieht: Das Trio mit dem irrwitzigen Namen hat mit durchschnittlich-kühlem »Nordic Jazz« nicht allzu viel am Hut. Tatsächlich spielten die Drei bereits 2008 in dieser Formation, doch erst im Februar 2016 begaben sie sich mal ins Øra Studio in Trondheim, um diese feine Scheibe einzuspielen. Sundland schrieb alle Stücke, die indes erst durch das lange gewachsene Miteinander und den ebenso unorthodoxen wie unangestrengten Spirit der Gruppe zu kleinen, spannenden Juwelen wurden, sich damit wohltuend von den nicht selten ernsten und streberhaften Kollegen in Norwegen absetzen. Kjetil Jerve zeigte in letzter Zeit schon häufiger, dass er derzeit zu den interessantesten Jazzpianisten im Land gehört. So auch hier."
Nordische Musik "Anders Thoréns Label AMP Music & Records hat in der kurzen Zeit seines Bestehens bereits einen beeindrucken Katalog aufgebaut und veröffentlicht, und es sieht nicht danach aus, dass der Fluss guter, unterschiedlicher Jazzprojekte in absehbarer Zeit abreißt. In die Sparte der Zusammenarbeiten von Norwegern und Musikern aus anderen europäischen Ländern passt diese spontan entstandene Trioscheibe des Ålesunder Pianisten Kjetil Jerve mit dem britischen Bassisten Tim Thornton und dem in Oslo lebenden Schweden Thorén am Schlagzeug. Spontan deshalb, weil die drei nur einmal miteinander gespielt hatten, bevor sie sich am 1. September 2017 für diese ebenso reichhaltige wie höchst unterhaltsame Session im Rainbow Studio einfanden. Drei Stücke von Jerve und zwei von Thornton bringt »CIRCUMSTANCES« mit je einem von Cole Porter (»Everything I love«), Bill Evans (»Time Remembered«) und des im April dieses Jahres verstorbenen Soft-Machine-Gitarristen Allan Holdsworth (»54 Duncan Terrace«) zusammen. Pianist Jerve war, naheliegender Weise, die leitende Stimme dieses Trios. Sein Ton, neben dem offenkundigen Bill-Evans-Einfluss, unterscheidet sich hier, anders als bei anderen Bands mit seiner Mitwirkung (Lana Trio, Akmee) nicht allzu sehr von dem, was wir zwischen Jan Johansson, Esbjörn Svensson und ECM über die letzten Jahrzehnte als typisch nordischen Melodic Jazz (Stichwort »ECM-Sound«) aus Skandinavien zu hören bekamen. Ein wirklich schönes, durchaus gut gespieltes Album, das man sich live im Konzert hervorragend vorstellen kann. Wie auch bei manchen anderen Alben auf AMP würde man sich nur vielleicht etwas mehr Eigenes wünschen"
Neptun:
Musik an Sich june 2017 "AKMEE ist ein norwegisches Quartett, gegründet 2013 vom Schlagzeuger Andreas Wildhagen und Pianisten Kjeteil Jerve. Bis dato hat sich das Quartett mit einigen Liivedarbietungen einen gewissen Namen in der Szene gemacht, Insider sprechen vom Geist AKMEE der über der Szene schwebt. Nun veröffentlicht das Quartett mit Neptune ein vier Song beinhalzendes (Mini)Album, um den Status des Geistes zu verlassen. Das Album wurde der Dunkelheit des Alls gewidmet, bezog aber wohl auch Inspiration aus der Novelle Haiene (Die Haie) von Jens Bjoerneboe. Die Musik, die dabei herausgekommen ist, überrascht bei der Erwartung auf dunklen, experimentellen Jazzsound. Das erste Stück “Summoring“ bietet auf knapp 9 Minuten einen zwar dunklen, jedoch irgendwie fast am Barjazz angelehnten Sound. Das Piano bietet wenige und doch bestimmende, aber zumeist melodische Klänge, die Trpmpete erklingt ebenfalls in Moll, aber sehr entspannt. Trotzdem wird ein experimenteller Sound erzeugt, der durch ein sanftes Schlagzeug und einen sanft treibenden Bass getragen wird. Das folgende“Danse of the Mariac“ bietet dann experimentelle Trompeten- und Pianoklänge. Das Quartett arbeitet sich zunächst am ebenfalls etwas spaciger ausgelegtem Schlagzeug und dem Songdienlichen Bass ab. Dieses Stück arbeitet sich das Ensemble komplett im experimentellen Bereich ab, jedoch entgleist man niemals zur reinen Kakophonie. Mit etwas über 11 Minuten eröffnet die zweite Album Seite mit “Wavelengths“ mit dem längsten Stück. Hier geht es zunächst mit sehr experimetellen Klängen aus der Trompete los. Unterlegt werden diese mit einem sanften Mix aus Perkussionen, der jedoch enorm treibend ist. Darüber legt sich dann der Bass, die Trompete kehrt mit „normalen“ Klängen zurück und so entsteht zunächst so etwas wie Spacejazz. “Tides in space“ startet zunächst mit leichten Freejazz Einlagen, die aber sehr schnell wieder von den eigängigen Klängen der Trompete und des Pianos verdrängt werden. Hier experimentiert die Band zwischendurch mal mit lateinamerikanischen Rhythmen und lässt auch mal schräge und doch ruhige Passagen einfließen, welche sich jedoch im Gesamtsound integrieren und zum Schluss fangen sich alle Instrumentalisten und lassen das Stück mystsich, aber beschwingt ausklingen. Neptune ist ein spezilles Album im Bereich Jazz mit einer Mixtur, wie ich sie so noch nicht gehört habe. Hier wird Melodie mit Experiment, Komposition mit Improvisation verbunden und trotzdem ein sehr stimmungsvolles, stimmungseinheitliches Album geschaffen. Hierzu trägt die kongeniale Klangqualität des Albums sicherlich bei, jeder Ton kommt kristallklar aus den Kopfhörer und die Atmosphäre ist in der Lage, den Hörer gefangen zu nehmen. AKMEE ist es gelungen, ein Album zu schaffen, das ut hörbar ist und dem geneigten Hörer trotzdem auch experimentelles näher bringt."
Nordische Musik "Neptun: der äußerste Planet unseres Sonnensystems – oder der römische Wassergott? Das markante Cover der Debütscheibe dieses jungen norwegischen Quartetts lässt beide Lesarten zu. Ein schöner, da gleichermaßen prägnanter wie vielseitig auslegbarer Albumtitel. Dem Gott der Meere und des Fließenden wird großen Einfluss auf das Unterbewusste zugeschrieben, und der nach ihm benannte Planet liegt am Rande zum großen weiten All; somit scheint der Titel auf das Unbekannte, Ungreifbare zu verweisen. Für eine improvisierende Band also ein reizvoller Wegweiser, denn das Intuitive soll ja viel Raum bekommen und idealerweise die Qualität und Unverwechselbarkeit einer Gruppe auszeichnen. Schlagzeuger Andreas Wildhagen gehört zum Kern des Nakama-Kollektivs, dessen elftes Album innerhalb von rund zwei Jahren »NEPTUNE« darstellt. Er gründete die Band Akmee bereits vorher, 2013, mit Pianist Kjetil Jerve, auch wenn sie in dieser Zeit nur wenig in Erscheinung getreten ist. Gemeinsam improvisieren die beiden auch im etwas geradlinigeren Trio Orter Eparg und im noisigen Lana Trio. Bassist Erlend O. Albertsen ist u.a. Teil der Truppe Filosofer, deren spannendes Debüt ebenfalls unlängst bei Nakama Records erschien, und Erik K. Pedersen spielt Trompete mit zahlreichen Ensembles. Wie bei der Band Nakama und anderen Projekten des Labels steht auch bei Akmee der Kollektivgedanke im Zentrum, d.h. unter anderem, dass jedes Mitglied eigenes Material in den Entwicklungsprozess bringt, und dass die Grenzen zwischen dem komponierten Umfang und den improvisierten Anteilen schnell verschwimmen. Daher geht diese freie Herangehensweise über das hinaus, was für viele Jazzhörer noch den Bereich des angenehmen Hörens ausmacht. Auf »NEPTUNE« zeigen die vier Norweger in vier langen Stücken, dass John Coltranes Spätwerk noch 50 Jahre nach seinem frühen Tod alles andere als ein alter Hut ist. Ganz so versiert und souverän sind Akmee zwar noch nicht in ihrer Entdeckungsreise des melodischen Free Jazz, doch Stimmungen entwerfen, die ohne spielerische Knalleffekte organisch komplexe Stücke zwischen vier Stimmen ausgestalten, das gelingt ihnen schon echt gut."
New York Improvisations:
Nordische Musik "Dugnad ist ein neues Label aus Oslo, die Gründer sind zwei Jazz-Musiker: Der Bassist Erlend Albertsen und der Pianist Kjetil Jerve. Angesichts der vielen Projekte und Bands, in denen Jerve aktiv ist, muss man sich wundern, dass er für Dugnad auch noch Zeit hat. Für die erste Veröffentlichung, limitiert auf 500 Exemplare ohne Download oder Streaming, ist er gleich noch nach New York gereist. Jerve ist in diversen Genres aktiv, auch freie Improvisation ist ihm keineswegs fremd. Das trifft sich gut, hat er doch zwei mit allen Wassern des Free Jazz und der improvisierten Klänge gewaschene Partner: Der Tenorsaxophonist Jimmy Halperin (Jg. 1958) hat sich lange mit Lennie Tristano und Thelonious Monk beschäftigt, mit Warne Marsh und Sal Mosca gespielt und an diversen Projekten teilgenommen. Drew Gress ist einer der renommiertesten Bassisten im Spannungsfeld zwischen Post Bop und Free Jazz: Unvergessen ist Joint Venture, die erste Band, mit der er in Europa in Erscheinung trat und die, mit Verlaub, den Rezensenten nachhaltig beeindruckte. Leider ist Drew Gress so tief in den Hintergrund gemischt, dass man ihn fast nur über Kopfhörer wahrnimmt. Dafür hört man umso mehr einen Schlagzeuger, der weder auf dem Cover noch auf der Homepage zu finden ist: Wie Kjetil Jerve mitteilt, möchte der Drummer nicht namentlich erwähnt werden. Das ist ziemlich merkwürdig, schließlich muss sich der anonyme Schlagwerker nicht wirklich für sein Tun und Lassen schämen. Ach ja, die Musik an sich: Wie der Titel verspricht, wird hier viel improvisiert, relativ frei. »Receive« beginnt als Ballade, entfernt sich aber nach knapp drei Minuten vom Thema bzw. der Grundidee und mäandert fortan vor sich hin. Gerade Halperin klingt manchmal recht etudenhaft. Zwischendrin wird es manchmal spannender, manchmal auch nerviger. Wie das halt so ist mit viel improvisierter Musik, relativ frei zudem."
Orter Eparg
Nordische Musik "Dan Peter Sundland hat seine Bands seit seinem Debüt immer weiter verkleinert. Von dem »Elevenette« über das Sextett mit Arne Torvik und das Quintett Esp bis zuletzt zu seinem hervorragenden Home-Stretch-Quartett – ist er nun bei einem waschechten Pianotrio angekommen. Naja, mehr oder weniger. Der gebürtige Mittnorweger Sundland spielt nach wie vor den elektrischen Bass, aber der aus Ålesund an der Westküste kommende Kjetil Jerve, der jüngst auf einigen experimentellen und auch geradlinigeren Jazzscheiben in die Tasten griff, und der Osloer Schlagzeuger Andreas Wildhagen spielen klassisch akustisch. Auf zwei der weiter hinten ins Programm gesetzten Stücke gastiert darüber hinaus die US-amerikanische, seit einigen Jahren in diversen Projekten mit Sundland aktive Liz Kosack mit ihrem Synthesizer. Man sieht: Das Trio mit dem irrwitzigen Namen hat mit durchschnittlich-kühlem »Nordic Jazz« nicht allzu viel am Hut. Tatsächlich spielten die Drei bereits 2008 in dieser Formation, doch erst im Februar 2016 begaben sie sich mal ins Øra Studio in Trondheim, um diese feine Scheibe einzuspielen. Sundland schrieb alle Stücke, die indes erst durch das lange gewachsene Miteinander und den ebenso unorthodoxen wie unangestrengten Spirit der Gruppe zu kleinen, spannenden Juwelen wurden, sich damit wohltuend von den nicht selten ernsten und streberhaften Kollegen in Norwegen absetzen. Kjetil Jerve zeigte in letzter Zeit schon häufiger, dass er derzeit zu den interessantesten Jazzpianisten im Land gehört. So auch hier."